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Wiedereröffnung St. Servatius Kierberg

St. Servatius erstrahlt in neuem Glanz - Wiedereröffnung und Orgelweihe am 23. Juni um 11 Uhr. Die Gewölbe sind saniert, die Beleuchtung teilweise erneuert und auch der Innenputz neu aufgebracht, so dass er die aus dem Erdreich aufsteigende Feuchtigkeit in Zukunft besser transportieren kann. Aber was im Innenraum naturgemäß besonders ins Auge fällt, ist die Ausmalung der Kirche.
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Datum:
23. Juni 2024
Von:
Markus Dörstel

Wenn Holger Strack von seiner Arbeit in der Kirche St. Servatius spricht, ist die Begeisterung, mit der er bei der Sache ist, mit Händen zu greifen. Strack ist gelernter Maler und Lackierer bei der Firma Willi Klumpen in Zülpich und war über Monate für die Neuausmalung der Kirche zuständig. „Für eine solche Arbeit hat man sein Handwerk gelernt“, sagt er mit Blick auf die farbliche Neugestaltung des Gottesdienstraums. Über Wochen hat er in einem ersten Arbeitsgang mit einem etwa schwammgroßen Radiergummi jeden Quadratzentimeter Wand und Decke vom Schmutz und Ruß der vergangenen Jahrzehnte befreit. „Ja“, bekräftigt er, „jeden Quadratzentimeter, und Hilfe von Kollegen hatte ich nicht die ganze Zeit, ich war oft ganz alleine hier.“

In einem nächsten Arbeitsschritt ist dann der gesamte Kirchenraum, mit Ausnahme der Rundsäulen, weiß gestrichen worden. Danach wurden die Farben, ausgehend vom alten Farbton der Rundsäulen, neu „angelegt“, der Nichtfachmann würde sagen neu gemischt.

Der gesamte Anstrich, von der großen Wandfläche über die Fensterlaibungen, die Kapitelle und Rippen bis hin zu den feinen Linien, wurde freihand ausgeführt. Das kann man auch sehen, denn die Linien sind nicht wie mit dem Lineal gezogen, sondern mit großer Sorgfalt, aber eben auch mit den kleinen, unmerklichen Ungenauigkeiten des jeweiligen Malers veredelt. So will es auch die Denkmalpflege, denn nur dann „lebt“ der Anstrich.

„Ein Kollege hat einen Monat lang, auf dem Gerüst unter dem Gewölbe liegend, weiße Linien und grüne Begleitlinien gemalt“, erklärt Strack und lächelt im nächsten Moment, während er den Blick zur Decke richtet. „Da fehlt tatsächlich ein kleines Stück einer weißen Linie“, sagt er. „Das sehe ich jetzt zum ersten Mal, aber so ist das, wenn man wochenlang nur Linien malt, dann sieht man irgendwann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Aber das wird vermutlich niemandem auffallen“, ist sich der Maler sicher. „Das sieht man nur, wenn man die Stelle kennt oder wenn man durch Zufall mit dem Blick dort hängen bleibt. Und jetzt ist es sowieso zu spät, da kommt niemand mehr dran.“

Aber als die Gerüste in der Kirche noch standen und Strack direkt unterhalb des Gewölbes gearbeitet hat, ist er dort auf interessante Zeitzeugnisse gestoßen. „Dort hinten, an einem der Kapitelle, habe ich eine Einritzung gefunden, die wohl einer der Steinmetze oder Stuckateure bei der letzten großen Renovierung hinterlassen hat. Da kann man das Kürzel des Handwerkers sehen und ein Datum: 1.8.49. Das ist schon etwas Besonderes, in einem solchen Bauwerk Zeuge der Baugeschichte zu sein.“

Holger Strack ist froh, wenn die Arbeit in St. Servatius abgeschlossen ist und die Kirche wieder eröffnet und von der Gemeinde genutzt wird. „Aber die Arbeit hier hat mir ungeheure Freude gemacht, ich bin wirklich jeden Tag gerne hierhergekommen, denn das ist etwas so Besonderes, es war mir eine Ehre, hier arbeiten zu dürfen. Ich hoffe, dass das nicht die letzte Kirche ist, in der ich arbeiten kann. Eine Wohnung in einem Neubau zu streichen, ist dann doch etwas anderes….“